Wie „Mr Cold War“ wirkt

Wie wirkt das Stück „Mr Cold War“ auf Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler? Eine schöne Besprechung hat uns erreicht, die darüber aufklärt. Unter dem Titel „Ein mächtiges Theaterstück im Rudersberger Bunker“ heißt es dort:

Viele Besucher des Schulzentrums Rudersberg laufen meist über den Parkplatz in Richtung Schulgebäude, ohne dass ihnen dabei der Eingang rechts unter dem Gebäude 1 auffällt, obwohl er doch bei genauerem Hinsehen hervorsticht. Es handelt sich um den Eingang eines Atombunkers aus der Zeit des Kalten Krieges. Der Bunker sollte als Hilfskrankenhaus dienen, wäre es zu einem Kriegsausbruch gekommen und ist einer der wenigen Bunker, die in diesem Zustand erhalten blieben.

In diesen historischen Wänden durften sich am Freitagvormittag, den 01. März die Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 des Schulzentrums Rudersberg treffen. In diesem ungewöhnlichen, aber erstaunlichen Ambiente saßen sie alle, gespannt auf das, was sie gleich sehen würden. Der Grund des Treffens war ein Theaterstück, das von der Initiative „Kultur im Bunker“ ins Leben gerufen wurde. Jahrelange Planungsarbeit aller Mitwirkenden hat das Stück zu dem gemacht, was es ist: einzigartig, beeindruckend, hervorragend und zum Nachdenken anregend.

Mr. Cold War, gespielt von Thomas Fritsche, ein ungewöhnlicher, durchgedreht wirkender Physiker, ist auf der Suche nach der einen Lösungsformel für den Frieden. Dabei hat er im Grunde eine sehr einfache Lösung: Wenn jeder seine Waffen aufgibt, dann muss keiner mehr Angst vor dem anderen haben. Klingt nach einer sehr simplen Formel, die auch Leute verstehen könnten, die keine Mathematiküberflieger sind. Allerdings zeigt ihm sein von ihm entwickelter Weggefährte, ein Roboter, das eigentliche Problem dabei auf: Wer seine Waffen, genauer gesagt die gefährlichste aller Waffen, die Atomwaffe, hergibt, gibt die Macht auf und läuft damit Gefahr selbst Opfer zu werden. Denn wer die Atomwaffe besitzt, hat die Macht. Das Dilemma, hochexplosive gefährliche Waffen herzustellen, nur um selbst nicht Opfer dieser hochexplosiven gefährlichen Waffen zu werden, kann und will Mr. Cold War nicht verstehen. Diesen Zustand der Verwirrung versucht Thomas Fritsche auf grandiose Weise seinen Zuschauern zu vermitteln. Wer trägt die Verantwortung für das, was in Hiroshima passierte? Selbstverständlich in erster Linie die politischen Entscheidungsträger. Aber welche Rolle spielt die Verantwortung der Wissenschaft, wenn es nicht nur um sinnvollen Fortschritt, sondern um Dimensionen des Schreckens geht, die den menschlichen Verstand überschreiten? Mit seinem Roboter geht Mr. Cold War unterschiedliche Szenarien von Theorie und Wahrscheinlichkeit durch. Dabei stellt sich der zielstrebige Wissenschaftler auch die Frage, ob es theoretisch möglich wäre die Erfindung der Atomwaffe rückgängig zu machen. Schnell wird klar, dass zwischen Theorie und Wahrscheinlichkeit ein signifikanter Unterschied existiert. Thomas Fritsche nimmt seine Zuschauer in dem Theaterstück mit auf eine Reise in die Vergangenheit und sorgt auf humoristische Art und Weise dafür, dass seine Verwirrung verstanden wird. Dabei zeigt er unterschiedliche historische Ereignisse des Kalten Krieges auf, die den SchülerInnen aus dem Geschichtsunterricht bekannt sind, aber auch verstanden werden könnten, sollte das Thema noch gänzlich unbekannt sein. Grund dafür ist, dass historische Fakten genutzt werden, um deutlich zu machen, wie sinnlos der Kalte Krieg, aber auch jeder andere Krieg ist. Am Ende wird Mr. Cold War und den Zuschauern klar, dass es keine Friedenslösung innerhalb dieses Systems geben kann, weshalb sie sein abschließendes Vorhaben nachvollziehen können. Dieses wird jedoch an dieser Stelle nicht verraten, sondern es wird wärmstens empfohlen, dieses exklusive, einzig für den Rudersberger Bunker konzipierte, Theaterstück selbst anzuschauen und sich mitnehmen zu lassen auf eine Reise zwischen Wahnsinn, Verzweiflung, Hoffnung, Trauer und Wut. Ein sehenswertes und zum Nachdenken anregendes Stück, das den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrerinnen und Lehrern besonders imponiert hat und in der heutigen Zeit eine besondere Bedeutung trägt.